Die KI und ihr Antrieb

Ein KI-generiertes Bild einer thronenden künstlichen Intelligenz im Stil griechischer Gottheiten
Es wird geschätzt, dass eine Anfrage bei ChatGPT soviel Energie verbraucht um eine LED-Glühbirne mittlerer Helligkeit für eine Stunde zu leuchten zu lassen. Alex de Vries, ein Doktorand an der Vrije Universiteit Amsterdam, schätzt, dass Google circa 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Strom- / Serverkosten aufbringen müsste, wenn es seine Suchanfragen mit KI-Queries ersetzt.

„Die Menschen wollen nicht verstehen wie KI funktioniert“ (Spektrum, 31.12.2023) ist ein klassisches Informercial. Die zentrale Behauptung, dass sich Menschen mit der komplexen Technologie der Künstlichen Intelligenz weniger beschäftigen als mit vorigen Technologien, scheint plausibel, wird aber nicht begründet.

Der Artikel ist informativ. Das haben Infomercials an sich. Der Autor ist „KI-Experte“ und Inhaber einer Marketing-Firma. Es lohnt sich, schnell zu sein, um bekannt zu werden. Immerhin ermahnt er, Grundlagenbildung an Schulen einzuführen, ein stärkeres Gewicht der IT in die Schulen zu bringen und eine „wertebasierte“ KI-Politik einzuführen. Die Sache mit den Werten ist eine, die seit der Aufklärung, insbesondere Friedrich Nietzsches „Umwertung aller Werte“, eigentlich gegessen sein sollte. Nachvollziehbar ist jedenfalls die Forderung an die Politik, sich mit KI eingehender zu befassen und ihre Gefahren auszuwerten. Da die Beschäftigung mit einer Sache immer mit einer Auffassung von Ordnung verbunden ist, ordnen sich Möglichkeiten der KI in die zwei basalen Schubladen von gut und böse. Werten kann man nicht aus dem Weg gehen; die Konsequenzen ihrer Instutionalisierung sind aber immer freiheitsschädigend. Kritischer ist die Frage von Sein oder Nicht-Sein der KI selbst.

Für gutes Marketing ist der Zeitpunkt wichtig, an welchem ein Produkt bepriesen wird. Zum einen sollte man Erster sein, zum anderen – das macht das Timing schwierig – erst dann, wenn die Masse aufnahmefähig ist. (So bspw. ein Artikel in der Frankfurter Rundschau, dessen Inhalt das Produkt ist, am 1. Januar 24, um 5:10 Uhr. Es umschreibt eine Warnung des RKI vor Darminfektionen durch Fleischfondue.) Für Themen um KI ist der erste Hype schon durch. Dort ging es um das richtige Prompting und darum, wie man Geld mit KI macht. Was derzeit wenig in den Vordergrund rückt sind kritische Stimmen; sie passen nicht in einen Hype und allenfalls Grusel-Vorstellungen einer verücktgewordenen, omnipotenten KI sind Talkshow-Inhalte und Klickbait.

In der Zeit, wo der Klimawandel zumindest weitgehend akzeptiert gilt und das Business der „grünen Energien“ zähe in Schwung kommt, ist Nachhaltigkeit ein Schlagwort. Die Energiegewinnung ist das zentrale Thema und wird es bleiben. In dieser Zeit fordert der Energiehunger Künstlicher Intelligenz noch weiteres Wachstum der Energieressourcen. Es wird geschätzt, dass eine Anfrage bei ChatGPT soviel Energie verbraucht um eine LED-Glühbirne mittlerer Helligkeit für eine Stunde zu leuchten zu lassen. Alex de Vries, ein Doktorand an der Vrije Universiteit Amsterdam, schätzt, dass Google circa 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Strom- / Serverkosten aufbringen müsste, wenn es seine Suchanfragen mit KI-Queries ersetzt.

In einem ökonomischen System, das auf Selbstregulierung der Märkte setzt, wird vorhersehbar, wie die Zukunft der KI ablaufen könnte. KI ist durch Konzerne wie Microsoft und Google zum massentauglichen, kostenlosen Produkt geworden. Es ist keine Frage ob, sondern wann sie teuer wird und damit für viele Menschen unzugänglich. Es ist in dieser Ökonomie keine Frage von Nachhaltigkeit und Einsparung, sondern von Möglichkeiten. Sofern für Google die Möglichkeit profitabler Geschäfte besteht, werden 100 Milliarden in Strom- und Serverkosten fließen, die der Kunde bezahlt. Der Zeitpunkt wird der sein, wo sich die KI-Nutzung etabliert, Menschen sich also mit ihrer trainierten KI eingerichtet haben und sich gewissermaßen als abhängig betrachten. Die wichtigste Frage ist, ob und wozu man sich eine sozial-zugängliche KI überhaupt leisten muß.