Der aufgeklärte Mensch flieht. Er revoltiert. Aber er weicht einem Kampf aus, den er sich früher oder später immer stellen muß: Dem Kampf gegen die Absurdität des Lebens. Das ist das Gefühl permanenter Verlorenheit, permanenter Heimatlosigkeit. Das Früher, die Kindheit, das beschützte Zuhause ist Vergangenheit. Die kommt nicht wieder. Dagegen stellt sich die Zukunft als ungewisses Etwas, was Hoffnung zu einer Farce verkommen läßt. Zu hoffen, heißt sich mit Wunschdenken zu beruhigen, sich in Sicherheit zu wiegen, sich einer Droge hinzugeben.
Der aufgeklärte Mensch flieht. Er revoltiert. Aber er weicht einem Kampf aus, den er sich früher oder später immer stellen muß: Dem Kampf gegen die Absurdität des Lebens. Das ist das Gefühl permanenter Verlorenheit, permanenter Heimatlosigkeit. Das Früher, die Kindheit, das beschützte Zuhause ist Vergangenheit. Die kommt nicht wieder. Dagegen stellt sich die Zukunft als ungewisses Etwas, was Hoffnung zu einer Farce verkommen läßt. Zu hoffen, heißt sich mit Wunschdenken zu beruhigen, sich in Sicherheit zu wiegen, sich einer Droge hinzugeben.
Für einen aufgeklärten Menschen ist das Heute eine kalte und raue Gegenwart geworden: Es geht um Sinn des und im eigenen Leben. Es geht um Angst, vor der unausweichlichen Freiheit des Selbst, die man oftmals als nichts weiter als Verlorenheit empfindet. Sinn im eigenen Leben ist eine aussichtslose Suche. Das ist das Bewußtsein eines aufgeklärten Menschen. Ein irreversibler Vorgang: Der Weg zur Seligkeit ist versperrt, wenn der eigene Geist in Widerspruch zum einfachen Sein tritt – wenn er ins Licht tritt. Im Gegensatz zu einer Pflanze, zu einem Tier ist der Mensch mit dem zwiespältigen Verhältnis zur Welt überbürdet, zur Akzeptanz, für sich und sein Handeln alleine verantwortlich zu sein.
Es sagt uns niemand, wie wir handeln sollen. Wir wissen vielleicht, wie wir handeln können. Viele beten zu einer vermeintlich rationalen Macht, andere schieben Geschehnisse auf Ananke – das Schicksal – und reduzieren ihre Entscheidungen auf das vegetative Minimum. Das sind keine aufgeklärten Menschen, sondern ängstliche. „Wer seinen Willen nicht in die Dinge zu legen weiß, der legt wenigstens einen Sinn noch hinein – Prinzip des Glaubens“, so Nietzsche.
Tatsächlich hilft uns nur Glaube dabei, Ruhe zu bewahren. Dabei ist nicht immer Religion im Spiel. Auch Ideologie ist nichts anderes – ein kollektives Hirngespinst. Das hatten wir schon. Heute, im 21. Jahrhundert, befinden wir uns in einem neuartigen Glauben: daß die Wissenschaft und Technologie uns vor einer düsteren Zukunft bewahrt. Oder wir denken einfach nicht mehr soviel an die Zukunft, da das Heute so bequem geworden ist, daß wir uns auf ein Morgen im gleichen Trott verlassen. Die Wissenschaft, so glauben wir, hilft uns in jeder Misere. Wir haben den Dingen einen Namen gegeben, haben sie kategorisiert und beherrschen die Elemente. Das nimmt vor diesen Dingen die Angst. Dieser Taumel ist so überspannt, daß wir meinen, die Welt mit ihren Elementen zu beherrschen. Einerseits sind uns Tiere nicht mehr gefährlich, seit wir effektive Waffen haben; die Menschen sind uns nicht gefährlich, weil sie (vermeintlich) zivilisiert sind und wir uns Rechte gegeben haben – eine Art Gesellschaftsvertrag. Krankheiten werden früher oder später bezwungen – mit reiner wissenschaftlicher Logik, so glauben wir. Das Wetter wird eine Woche im Voraus ausgelegt, was uns leicht zu dem Glauben verleiten läßt, wir hätten es auch unter Kontrolle.
Interessant und gleichzeitig trotzig – ernüchternd ist die Tatsache, daß aufgeklärte Menschen mit genügend Abgebrühtheit ihre eigene Aufgeklärtheit als Kalkül benutzen und alle anderen in ihrem Glauben an Freiheit, Religion, Ideologie etc. lassen. Die, welche Wasser predigen, können sich den Wein nur auf der anderen Kosten leisten. Das ist Zynismus.
Die Illusion einer heilen Welt, in der Katastrophen nicht wenigstens ohne Vorankündigung erfolgen, läßt die Unaufgeklärten heute ruhig schlafen. Orkane, Überschwemmungen und Hungersnöte sind für die „erste Welt“ nur dann schockierend, wenn sie Menschen der „ersten Welt“ selbst trifft. Schulschießereien, bei denen fünf oder fünfzehn Menschen ums Leben kommen, schockieren uns mehr als die 3000 Kinder, die jeden Tag in der Dritten Welt an Hunger sterben. Wir haben wenig gemeinsam – „es ist eben so dort“. Diese Illusion wird zu Perversion – insbesondere dann, wenn wir uns mit Ablaßzahlungen (auch Spenden genannt) von unserem schlechten Gewissen freikaufen können.
Meine Generation flieht. Meine Generation ist auf- und dabei abgeklärt. Sie ist zynisch und Institutionen sind ihr verhaßt. Zumindest gilt das für einen Großteil meiner Freunde. Aber diese Generation ist im Irrtum, vor der Aufklärung fliehen zu können. Ihr Geist wird den Sinn an keinem Ort der Welt finden, den sie suchen. Die Absurdität des Lebens folgt mit dem Individuum, mit seinem Geist.
Ach ja: Und paradoxerweise fliehen wir ja nicht einmal vor der Aufklärung, sondern fühlen uns als Aufgeklärte. Weil wir über historische Tatsachen urteilen können und Muster der ewigen Widerkehr erkennen. Tatsächlich aber werden wir benutzt – oder warum sonst sind wir – trotz akademischen Abschlusses – arme zynische Schweine?
Für einen aufgeklärten Menschen ist das Heute eine kalte und raue Gegenwart geworden: Es geht um Sinn des und im eigenen Leben. Es geht um Angst, vor der unausweichlichen Freiheit des Selbst, die man oftmals als nichts weiter als Verlorenheit empfindet. Sinn im eigenen Leben ist eine aussichtslose Suche. Das ist das Bewußtsein eines aufgeklärten Menschen. Ein irreversibler Vorgang: Der Weg zur Seligkeit ist versperrt, wenn der eigene Geist in Widerspruch zum einfachen Sein tritt – wenn er ins Licht tritt. Im Gegensatz zu einer Pflanze, zu einem Tier ist der Mensch mit dem zwiespältigen Verhältnis zur Welt überbürdet, zur Akzeptanz, für sich und sein Handeln alleine verantwortlich zu sein.
Es sagt uns niemand, wie wir handeln sollen. Wir wissen vielleicht, wie wir handeln können. Viele beten zu einer vermeintlich rationalen Macht, andere schieben Geschehnisse auf Ananke – das Schicksal – und reduzieren ihre Entscheidungen auf das vegetative Minimum. Das sind keine aufgeklärten Menschen, sondern ängstliche. „Wer seinen Willen nicht in die Dinge zu legen weiß, der legt wenigstens einen Sinn noch hinein – Prinzip des Glaubens“, so Nietzsche.
Tatsächlich hilft uns nur Glaube dabei, Ruhe zu bewahren. Dabei ist nicht immer Religion im Spiel. Auch Ideologie ist nichts anderes – ein kollektives Hirngespinst. Das hatten wir schon. Heute, im 21. Jahrhundert, befinden wir uns in einem neuartigen Glauben: daß die Wissenschaft und Technologie uns vor einer düsteren Zukunft bewahrt. Oder wir denken einfach nicht mehr soviel an die Zukunft, da das Heute so bequem geworden ist, daß wir uns auf ein Morgen im gleichen Trott verlassen. Die Wissenschaft, so glauben wir, hilft uns in jeder Misere. Wir haben den Dingen einen Namen gegeben, haben sie kategorisiert und beherrschen die Elemente. Das nimmt vor diesen Dingen die Angst. Dieser Taumel ist so überspannt, daß wir meinen, die Welt mit ihren Elementen zu beherrschen. Einerseits sind uns Tiere nicht mehr gefährlich, seit wir effektive Waffen haben; die Menschen sind uns nicht gefährlich, weil sie (vermeintlich) zivilisiert sind und wir uns Rechte gegeben haben – eine Art Gesellschaftsvertrag. Krankheiten werden früher oder später bezwungen – mit reiner wissenschaftlicher Logik, so glauben wir. Das Wetter wird eine Woche im Voraus ausgelegt, was uns leicht zu dem Glauben verleiten läßt, wir hätten es auch unter Kontrolle.
Interessant und gleichzeitig trotzig – ernüchternd ist die Tatsache, daß aufgeklärte Menschen mit genügend Abgebrühtheit ihre eigene Aufgeklärtheit als Kalkül benutzen und alle anderen in ihrem Glauben an Freiheit, Religion, Ideologie etc. lassen. Die, welche Wasser predigen, können sich den Wein nur auf der anderen Kosten leisten.
Die Illusion einer heilen Welt, in der Katastrophen nicht wenigstens ohne Vorankündigung erfolgen, läßt die Unaufgeklärten heute ruhig schlafen. Orkane, Überschwemmungen und Hungersnöte sind für die „erste Welt“ nur dann schockierend, wenn sie Menschen der „ersten Welt“ selbst trifft. Schulschießereien, bei denen fünf oder fünfzehn Menschen ums Leben kommen, schockieren uns mehr als die 3000 Kinder, die jeden Tag in der Dritten Welt an Hunger sterben. Wir haben wenig gemeinsam – „es ist eben so dort“. Diese Illusion wird zu Perversion – insbesondere dann, wenn wir uns mit Ablaßzahlungen (auch Spenden genannt) von unserem schlechten Gewissen freikaufen können.
Meine Generation flieht. Meine Generation ist auf- und dabei abgeklärt. Sie ist zynisch und Institutionen sind ihr verhaßt. Zumindest gilt das für einen Großteil meiner Freunde. Aber diese Generation ist im Irrtum, vor der Aufklärung fliehen zu können. Ihr Geist wird den Sinn an keinem Ort der Welt finden, den sie suchen. Die Absurdität des Lebens folgt mit dem Individuum, mit seinem Geist.
Ach ja: Und paradoxerweise fliehen wir ja nicht einmal vor der Aufklärung, sondern fühlen uns als Aufgeklärte. Weil wir über historische Tatsachen urteilen können und Muster der ewigen Widerkehr erkennen. Tatsächlich aber werden wir benutzt – oder warum sonst sind wir – trotz akademischen Abschlusses – arme zynische Schweine?