Künstler und Kabarettisten verweifeln an ihrem Publikum und nehmen unbestimmt lange „Pausen“ von ihren Auftritten. Greta Thunberg scheint unermüdlich, reist, redet, wird zornig, bricht mitunter in Tränen aus. Wie lange noch?
Resigniert sie irgendwann aufgrund der Tatsache, daß ihr jeder folgt, aber keiner für sich handelt? Zugegeben, ihre Wirkung darf nicht unterschätzt werden – ihre Ausstrahlung und das dahinter zutage tretende Prinzip von Gefolgschaft (sag‘ mir, wo’s langgeht!) ist enorm. Zu fragen, wieviele ihrer Anhänger ohne sie kopflos wären, führt irre. Denn sie suggeriert zum einen, daß G.T. alleine die Lösung der Klimaproblematik wäre und zum anderen die Anerkennung von Lagern. Es gibt keine Lager; jeder Einzelne und jedes Lebewesen hat mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen.
Greta wird nicht nur zu Kult, sondern auch zur Galleonsfigur von Haßkampagnen. Sie ist ein Beispiel, wie kulturelle Dynamiken von statten gehen. Zunächst ein Thema, dann ein Mensch, welcher zum Sinnbild wird, denn homo sapiens fabuliert gerne. So, wie Gottesgleichheit erzeugt wird, wird Greta’s Gesicht zu „Klimawandel“. Klimawandel wird Greta. „Du sollst dir kein Bild machen!“ ist Warnung und hohle Floskel, denn wir machen uns Bilder. Ganz einfache.
Immerhin inspiriert sie werdende Eltern. Das ist doch mal was! Ansonsten ist zu bezweifeln, daß der Medienkonsument das Wesentliche mitnimmt, nämlich daß der eigene Arsch in großer Gefahr ist. Es geht nie um Inhalte, es geht um Strukturen, gesellschaftlich, wie im Gehirn. Eine etablierte gesellschaftliche Struktur erfordert mehr Greta Thunbergs. Ein simpler Vorsatz genügt nicht, den Habitus eingefahrener „Hirnschleifen“ zu durchbrechen.
Wer die Parallelen zu Greta’s Schicksal als Medien-Äffchen klarer sehen will, dem empfehle ich Matias Faldbakken.