Es war nicht mein erstes Mal in Berlin. Wohl auch nicht das letzte. Das hätte ich vor dem letzten Besuch nicht gesagt. Da verschwendete ich kaum noch einen Gedanken an die Stadt als ich aus ihren Mauern entflohen war. Diesmal schienen die Häuserfluchten auseinandergerückt, um Licht hineinzulassen. Die Tage und Nächte dort haben mir das erste Mal die Seele der Stadt eröffnet.
Berliner sind offen. Sind daneben. Sind geradaus. Aber sie tragen atavistische Züge:
Sie suchen. Jeder scheint als Individuum die anderen zunächst nicht als solche wahrzunehmen, als sein die Anderen Teil einer Masse, die minder würdig scheinen, einer menschlichen Regung zum Subjekt zu werden. Man wird überall angesprochen – aus egozentrischem Interesse wie „Kleingeld“ oder „Bist Du Tom….?“ (Ja, ich wurde für einen Schauspieler gehalten). Man reagiert offen abweisend oder herzlich. Der Andere ist ohne jegliche Erwartung oder Begeisterung, also bin ich es auch. Das wäre die Oberfläche.
Atavismus deshalb, weil im Inneren eines jeden die Suche nach Vertreibung der Einsamkeit lebt. Sie gibt jedem Gelegenheit, sich näherzubringen. Deswegen habe ich weiter oben das Wort „Verschlossenheit“ nicht benutzt – im Gegenteil. Im Kiez lebt man in Gemeinschaft. Keine Dorfgemeinschaft, die andere nicht gelten läßt, weil die differetia specifica eben nur im Dorfpatriotismus liegt. Sowas kennt Berlin nicht.
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