Es ging um die Welt. Sowas geht immer um die Welt: Wenn es um den Islam geht, den Terror oder um Frauen am Strand. Als drei Polizisten am Strand von Nizza eine Frau zwangen, ihre Kluft auszuziehen — insbesondere ein Kopftuch abzulegen, wurde man Zeuge eines neuen Tiefpunktes europäischer Kultur. Allein der Umstand, darüber berichten zu müssen grenzt an Absurdität. Die Tatsache, daß alle Menschen in einem Land wo man sich liberté auf die Fahnen geschrieben hat, polizeilich einer Anzugskontrolle unterziehen müssen, ist bestürzend.
A witness to the scene, Mathilde Cousin, confirmed the incident. “The saddest thing was that people were shouting ‘go home’, some were applauding the police,” she said. “Her daughter was crying.” — The Guardian
Der Grund: Das allgemeine Verbot, Burkas zu tragen, oder alles, was der Vollverschleierung ähnlich kommt. Die Franzosen begründen dies mit der angespannten Stimmung in der Bevölkerung, die durch das Tragen solcher Kleidung nicht angeheizt werden solle. Die öffentliche Ordnung ist nun in Gefahr, wenn man sich vermummt, verschleiert oder einfach seinen Kopf bedeckt.
Folgen wir mal der Argumentation: Wenn es so ist, daß die öffentliche Stimmung im Zaum gehalten werden kann, indem man niemanden im eigenen Land an den Islam erinnert, die Leute gewissermaßen ablenkt — wo findet sich dann die Lösung des großen Problems der Religionsfeindlichkeit? Ist es so, daß die Politik meint, aus den Augen aus dem Sinn? Zu naiv. Ist es vielleicht zum Schutz der islamisch-Gläubigen? Unwahrscheinlich. Und müßig. Am Ende gilt nur eines: Die bestürzende Lächerlichkeit, die einem Angst macht, wozu wir inzwischen fähig sind. „Wir“ — das sind Einwohner eines alten Kontinents der sich seit Jahrzehnten seiner freiheitlichen Traditionen rühmt und das wahre Gesicht zeigt: Wir sind eben nicht anders als die Anderen.