Es ist inzwischen bei den Politikern angekommen: Der Übermacht der Banken (und nicht nur der) ist politisch nicht beizukommnen. War ihr noch nie. Der Spruch, der laissez-faire-Kapitalismus sei ein bissiger Hund, der losgelassen wurde, nimmt Konturen an: Die eines wütenden Köters, der – solange sein Herrchen ihn an der Leine hatte – folgsam und brav war. Nun läßt er sich nicht mehr an die Leine legen.
Während der Kapitalismus jahrzehntelang (seit den 70ern) durch die Welt streifte, schnüffelnd, suchend, fressend und scheißend sind die Amtsstuben unten verstaubt und oben mit opportunistischen Marionetten besetzt. Es ging jahrzehntelang gut. Der Hund ließ der Politik ein paar saftige Knochen übrig derentwegen er noch von Steuergeldern gestreichelt wurde („Wirtschaftsstandort“). Man nannte den Köter zeitweilig „Heuschrecken“ – eher die Atome, aus denen er gemacht ist. Das war in Deutschland kurzweilig ein kleiner Bewußtseinsschub: Da, wo der Kapitalismus auftaucht, hinterläßt er verbrannte Erde. Trotzdem hat sich nicht viel getan seither.
Nun sehen wir die Demokratie gefährdet. Warum? Weil der Hund seine Almosen in anderen Ländern hinterläßt? Oder mit un-fabelhaften Worten: Das Geld ist knapp. Sparpolitik. Steuererhöhungen. Arbeitslosigkeit. Diese Dinge haben miteinander eines gemeinsam: Geld. Und sie haben nichts gemein mit Demokratie. Dieser grundfatale Fehler ist es, der die Demokratie wirklich gefährdet. Wir brauchen dieses Köter nicht; der frißt nur das, was wir ihm lassen. Das pathosbeladene „wir“ bedeutet nichts anderes als „wir Konsumenten“. Ich rufe hiermit zum Boykott auf – keinem aktiven, sondern einem mir richtig erscheinenden: Kauft Klamotten, die ein paar Monate länger halten und nicht jeden Monat was Neues. Kauft Bücher statt DVDs und kauft keine Lebensmittel in den großen Konsumtempeln – dieses Geld verschwindet aus jeder Gemeinde.