Vermieter sind per se Menschen, die zuviel haben. Ich höre schon von allen Seiten, wie das Gespenst – nein, der Teufel! – angerotzt wird: KOMMUNISMUS! Was ist denn mit all denen, die sich im Schweiße ihres Angesichts ein zweites Häuschen oder ein drittes erspart haben und nun endlich die Früchte ihrer Arbeit ernten wollen? Ich frage: Was ist mit denen, die niemals die Früchte ihrer Arbeit ernten können, weil sie Miete zahlen? Und zwar bis an ihr Lebensende! Was ist mit denen? Es gibt genug Wohnraum, wenig davon ist kein Luxus. Jawohl, Wohnen ist Luxus geworden. Weil es die Ansicht gibt, man könne irgendwann jene Früchte der Arbeit ernten. Dabei leben die meisten von uns doch von der Hand in den Mund. Natürlich besitzt der Mensch in der westlichen Welt rund 10.000 Dinge, darunter Konsumgüter mit dem einzigen Wert, ihren Besitz zu zelebrieren. Auspacken, streicheln, weglegen. Oder vielleicht auch wegwerfen, um neuem Müll Platz zu machen.
Wir wissen alle um den Wert des Essentiellen. Schutz, Nahrung, Wärme. Wir verstehen, dass dies ein Existenzminimum ist, keine Lebensgrundlage. Es fehlt der Sinn. Daher brauchen wir mehr zum Minimum als diese drei Dinge. Es scheint mir aber, dass wir nicht in der Lage sind, Sinn aus unserem eigenen Dasein und ohne fremde Hilfe zu ziehen. Es braucht immer etwas Sinnhaftes oder ein Potential, das man in Greifbares umwandeln kann. Bildung oder Ziffern auf Konten. Der Materialismus ist die naivste Form des sinnvollen Daseins und wir haben ihn kultiviert. Mehr noch: Wir haben aus ihm eine Wissenschaft gemacht. Seit wir das Ökonomische als Wissenschaft anerkannt haben, ist sie Teil des aufgeklärten Menschen geworden. Sie ist zu seiner Eigenverantwortung geworden, sie im eigentlichen aufklärerischen Sinne etwas mehr meint. Eigenverantwortung ist Teil des größeren Begriffs Verantwortung, welche man gegen sich und sogar andere haben kann. Nicht umsonst verpflichtet Eigentum laut Artikel 14 unseres Grundgesetzes. Aber wozu?
Die Vermieter hatten im letzten Jahr der Pandemie kaum Ausfälle. Noch weniger die Banken. Die Regierungen – nicht nur die deutsche – haben durchweg auf die Strategie des Puffers von unten gesetzt. Steuergeld wurde verteilt, um Forderungen zu begleichen. Auch die der Vermieter. Kapitalerträge, die “Früchte” der Arbeit (oder des Erbes) blieben unangetastet. Die Steuerhilfen der Regierungen wurden eingesetzt, um den Fluß des Geldes nach oben zu gewährleisten. Weder Zinsen noch Mietzins wurden angetastet. Es ist noch möglich, das Ruder herumzureißen und soziale Gerechtigkeit herzustellen, wenn es um das Wiederauffüllen der Staatshaushalte geht. Es bleibt interessant, woraus die Zeche bezahlt wird: Arbeit oder Kapital.